09.02.2018

die 2. Chemotherapie – der nächste Schock

Am 6. Juni 2017 wurde dann wieder Knochenmark entnommen um zu sehen was die erste Chemo bewirkt hat. Die Spannung steigt. Am 8. Juni dann das Ergebnis. Der nächste Schock. Ich wurde nach Graz auf die Hämatologie KMT Station gefahren um dort aufgeklärt zu werden. Ich genoss die Fahrt nach Graz. Endlich mal kurz raus aus dem Isolierzimmer und die Gegend anschauen.  Doch leider war dieser Tag einer schlimmsten für mich. Schlimmer als die Diagnose selbst. Die Ärztin dort teilte mir mit, dass die erste Chemo nicht gewirkt hat und ich eine so aggressive Form an Leukämie habe, die immer wieder kommen wird. 6 Mutationen die alle so aggressiv sind, dass keine Chemo mehr hilft. Selbst die Stammzellentransplantation wäre nur noch ein Forschungsversuch. Jetzt war für mich die Welt zu Ende…  Es war die Hölle auf Erden. Ich schaute sie an und fragte sie wozu ich dann noch weitermachen soll? Ich möchte nachhause und in Ruhe meine letzten Wochen leben. Wenn dass eh alles nichts mehr bringen würde. „Einen Versuch sei es Wert, meinte Sie“. Ich wurde über die Stammzellentransplantation aufgeklärt. Welche unglaublichen Risiken es mit sich bringt und wie tödlich das alles ist. Aber vorher würde man eine Spezialchemo versuchen an mir. Schwanger werden konnte ich nicht mehr. Das alles vernichtet die Eierstöcke sagte sie mir. Der nächste Weltuntergang für mich. Mit 26 unfruchtbar und von heute auf morgen in Wechsel gesetzt worden. „Wie soll ich das Florian sagen ?“ Wie geht er damit um? Es zerbrach einfach alles in meinem Leben… All meine Wünsche zerbrachen. Ich kann Florian keine Kinder mehr schenken. Die Fahrt zum LKH Fürstenfeld zurück konnte ich nicht mehr genießen. Ich weinte nur noch. Ich rief Mama an und sagte ihr dass ich nachhause möchte. Bitte lasst mich in Ruhe sterben und meine letzten Wochen leben… Bitte Mama…!!!

 

Zurück im LKH Fürstenfeld

Dort angekommen warteten die Oberärztin und die Psychologin schon auf mich. Sie wussten bereits was sie mir in Graz mitgeteilt haben und trösteten mich. Leider fand ich keinen Trost, so verzweifelt war ich. Eine Stunde später sind dann Mama und meine Schwester nachgekommen. Sie hatten eine riesengroße Taschentuchbox mit und wir weinten alle gemeinsam. Ich wusste einfach nicht mehr was ich tun soll. Das ich Leukämie habe war okay, aber gleich so schlimm? … Mama sagte zu mir „Mädl aufgeben tun wir nicht!“ DU SCHAFFST ALLES. WIR PROBIEREN ALLES. Die Ereignisse überschlugen sich an diesen Tag. Zu Beginn, also bei der Diagnose, hat man gleich die Geschwister getestet ob sie als möglicher Stammzellenspender in Frage kommen. Eine Schwester dürfte mit mir übereinstimmen. Wir wussten noch nicht welche Schwester es ist. Das war ein Hoffnungsschimmer, den Zeit um einen Spender zu suchen war bei mir nicht mehr möglich. Die Zeit war nun nämlich das größte Problem. Der Krebs fraß mich binnen kürzester Zeit und es musste sofort mit der nächsten Chemotherapie weitergehen, ansonsten bin ich sowieso Tod. Es war einfach nur schrecklich. An diesem Tag kamen dann noch meine liebe Schwiemu Annette und Florian vorbei. Ich weinte schrecklich und teilte ihnen mit, dass es nicht gut aussieht mit mir und der Krebs zu stark ist. Kinder kann ich auch keine mehr bekommen. Mein Schatz Florian hat das sofort angenommen und akzeptiert. Er ist einfach der größte Schatz der Welt. Für mich war das alles einfach nur schrecklich.

DOCH ICH MUSSTE MICH AUFRAFFEN I.WIE. Wie ich das gemacht habe erfährt ihr jetzt:

Wenn ich mich jetzt fallen lasse und negativ zu denken beginne dann sterbe ich. Und ich möchte nicht als jammernde, raunzende junge Frau in Erinnerung bleiben, sondern als junge, lustige Frau die „immer lacht“. Egal was kommt es wird gut!! ICH SCHAFFE DAS. Ich rief meine liebe Anita an und meinen Cousin Reinhard. Er ist Mentaltrainer und hat gleich am nächsten Tag bei mir vorbeigeschaut und mir viele Tipps gegeben. An dieser Stelle nochmal, Danke Reini.  Ich setzte mich zum ersten mal mit dem Sterben auseinander. Es war nicht mehr schlimm für mich. Es tat mir einfach nur unendlich leid für meine Familie und Freunde.

Ich habe an diesem Tag dann alles umgedreht. Mein ganzes Gedankenmuster. Nur positives Denken kann mir jetzt helfen und meine Selbstheilungskräfte aktivieren. Kleiner Tipp: Das Buch „The Secret von Rhonda Byrne“.  Begriffe wie „Krankheit“ verbannte ich aus meinen Gedanken. Von jetzt an war ich nur noch von Gedanken besessen wie „Heilung, Gesundheit“. ich war wie besessen davon. Hängte auf jeder Flasche Chemo ein Post it auf mit „Heilung“ und visualisierte gedanklich dass diese Chemo nun helfen wird. Und wie sie helfen wird!! Ich meditierte jeden Tag, sang das Zellenlied unter der Dusche laut und fröhlich und schwebte auf meiner Welle. Auf meiner positiven Gedanken Welle. Das Gesetz der Anziehungskraft besagt, dass gleiches-gleiches anzieht. Sprich positives zieht positives an. Es war schon soweit das ich die Ärzte beruhigte und sagte, „Ihr werdet sehen, diese Chemo hilft“. Die Ärzte waren nervös. Das merkte man. Die zweite Chemo war ein Wahnsinn. Ich bekam die IDA-Flag Therapie. Noch stärker wie die erste, 6 Tage lang alle 4 Stunden eine Flasche. Ich war nun Hochrisikopatientin. Dem Tod näher als dem Leben. Die Zeit gegen mich. Dazu bekam ich jeden Tag eine Spritze in den Bauch um die Stammzellen anzuregen, damit sie soviel wie möglich an jungen Krebszellen „erwischen“. Man kann sich das so vorstellen als ob sie mit einem Schlagbohrhammer über das Knochenmark gingen und das völlig zerstören. Ich bekam während dieser Chemo leider einen Infekt dazu. Nur ein leichter Husten, der reichte aber aus mich völlig außer Gefecht zu setzen, da ich ja KEIN Immunsystem mehr hatte. Ich hatte sehr hohes Fieber, konnte nicht mehr laufen, nicht mehr selbst aufs Klo gehen. Keine Wasserflache mehr heben. Keinen Stuhl, keinen Urin mehr halten. Es ging einfach GAR NICHTS MEHR. Das war eine Grenzerfahrung für mich. Aber mein Gott, wenn es hilft. Ich nahm einfach alles mit Schmäh und Galgenhumor. Dann war einfach alles leichter. Es ging mir richtig beschissen. Wortwörtlich genommen. Sämtliche körperliche Flüssigkeiten weichten von mir, ohne dass ich Einfluss drauf hatte. 😉 Ich wünsche das meinen ärgsten Feinden nicht. Zudem der Druck. Wirkt diese Chemo nicht, sterbe ich. Es wurde alles auf eine Karte gesetzt. Ich schlief sehr viel und hab oft den Besuch meiner Eltern nicht wahrgenommen. Mein Körper war so schwach dass ich ständig in Ohnmacht fiel. Hatte ständig Schüttelfrost, über 40 Grad Fieber. Aber ich redetete mir immer wieder ein, dass ich das schaffe! Ich bin unsterblich! Ich schaffe alles!